Prof. Dr. Bektas, PD Dr. Böhm, Psychologin Guinand, Rosa Jiménez-Claussen, Dr. Heetfeld (v.l.n.r.) Foto: Christiane Schlüter Prof. Dr. Bektas, PD Dr. Böhm, Psychologin Guinand, Rosa Jiménez-Claussen, Dr. Heetfeld (v.l.n.r.) Foto: Christiane Schlüter

Psychische Gesundheit bei Bauchspeicheldrüsenerkrankungen zum WPCD 2021

Veranstaltung im Klinikum Mitte zum Weltpankreaskrebstag am 19.11.2021 

In Bremen, dem Ort mit einer relativ niedrigen Covid 19-Inzidenzzahl im bundesweiten Vergleich, fanden im November dieses Jahr zum Weltpankreastag gleich zwei gut besuchte Präsenzveranstaltungen statt. Im Klinikum Mitte, mit zertifiziertem Pankreas-Zentrum und dem Kooperationspartner der Bremer Regionalgruppe, startete am 19.11.21 die erste Veranstaltung mit einer Fragerunde und einem Vortrag. Prof. Dr. Hüseyin Bektas, Chefarzt der Klinik für Viszeralchirurgie und Leiter des Pankreaszentrums im Klinikum Mitte und PD Dr. Gabriele Böhm aus der Chirurgie, sowie Dr. Heetfeld aus der Gastroenterologie standen den Teilnehmenden für ihre vielen Fragen zur Verfügung. Themen waren die Ursachen bei Beschwerden nach einer Bauchspeicheldrüsenoperation und wie sie behoben werden können, die Enzymeinnahme und Entscheidungskriterien von Ärzten für eine palliative Behandlung. Trotz der schweren Themen war die Stimmung unter den Bauchspeicheldrüsenkranken fröhlich, da alle froh waren über die Möglichkeit dieses Austausches und die von den Ärzten und der Ärztin geduldig vorgetragenen Erklärungen und Informationen.

„Psychische Gesundheit bei Bauchspeicheldrüsenerkrankungen“ lautete der dann folgende Vortrag der Psychologin Yolanda Guinand vom „Zentralen Psychologischen Dienst“ des Klinikums Bremen-Mitte. Dem Thema der psychischen Probleme bei Bauchspeicheldrüsenerkrankungen, das bisher nur selten thematisiert wird, sollte so Rechnung getragen werden. Dabei machen laut Guinand bereits die Zahlen von 30 Prozent der Patienten, die nach einer Operation an Depressivität leiden und bei Krebs 32 Prozent, das Ausmaß der Probleme deutlich. Nach einer Operation sind die Patienten häufig belastet durch die Diagnose, den Schock, die folgenden Behandlungen wie Chemo- und Strahlentherapie und der plötzlichen Situation Diabetiker zu sein und/oder Verdauungsenzyme einzunehmen. Hinzu kommt die Angst vor einem Rezidiv und den Sorgen, wie es beruflich und finanziell weitergehen soll. Die meisten grübeln auch darüber nach, wie es ihren Angehörigen in Zukunft gehen wird, wenn sie selbst aus gesundheitlichen Gründen vieles nicht mehr leisten können. Dass die meisten nach einer Operation unter Konzentrationsstörungen leiden, verschlimmert die Situation nur noch und kann zusätzlich zu einem verminderten Selbstwertgefühl der Bauchspeicheldrüsenkranken beitragen.
Wie können Patienten in einer solch schweren Situation wieder zu einer psychischen Gesundheit gelangen? Guinand informierte über die Möglichkeiten, sich in Bremen bei Beratungsstellen, wie der Bremer Krebsgesellschaft, bei Psychotherapeuten und Ernährungsberaterinnen Hilfe zu holen. Sie sprach von den drei Ansätzen der psychologischen Hilfe vor und nach Operationen.
Bei dem „problemorientierten Ansatz liegt der Fokus darauf, Probleme vor und nach der Operation zu lösen. Dabei wird für den Patienten praktische Unterstützung organisiert und durch Informationen können Unsicherheiten und Ängste gemildert werden. Die zweite Ebene liegt bei dem „emotionsorientierten Ansatz“, bei dem versucht wird mit Ablenkung oder Meditation und Entspannungsübungen, aber auch durch Gespräche über die Sorgen, den emotionalen Stress zu bewältigen. Der dritte Ansatz ist der „bewertungsorientierte“, bei dem Psychologen den Patienten dabei helfen können, ihre Gedanken zu sortieren. Zunächst müssen viele Patienten erst einmal ihre Sorgen akzeptieren, bevor sie lernen können diese möglichst realistisch einzuschätzen und auch einmal zu stoppen, um aus der Angstspirale herauszukommen.
Bei der Diagnose „Bauchspeicheldrüsenkrebs“ ist es eine enorme Herausforderung die Ängste zu überwinden. Vermutlich auch deshalb ging es in dem anschließenden Gespräch zwischen den Teilnehmenden und der Psychologin um die häufig hilfreiche Einnahme von Antidepressiva und die Inanspruchnahme von ambulanter oder stationärer Psychotherapie. Der Vortrag von Guinand ermöglichte den Anwesenden, sich offen und vertrauensvoll über ihre selbst erfahrenen Wege auszutauschen. Beschreibungen von manchen, wie sich ihre psychischen Probleme im Laufe der Jahre verbesserten, machten den anderen Teilnehmenden Mut. Auch nach der Veranstaltung wurde noch in kleinen Gruppen weiter angeregt über das Thema gesprochen. Die Veranstaltung war somit ein voller Erfolg!

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